Rostock-Lichtenhagen vor 30 Jahren
Schon 1988 singt Hans Harz sein Lied „Einer ist mehr als genug!“ als die NPD versucht an die Macht zu kommen.
Zitat aus dem Song:
„Und dann ruft er Leo an, und Leo wartet schon.
Treffpunkt halb sieben, wie immer.
Schnell die Flasche in die Tasche und den Schlagring
in die Hand. Und nichts wie weg aus diesem öden Zimmer.“
.
.„Und wir lachen, dabei sollten wir weinen.
Und wir winken ab, und sollten doch schreien.
Denn es lohnt sich noch nicht, bei einem.
Doch morgen, können es Tausende sein.“
.
.„Ja wir lachen, dabei sollten wir weinen.
Und wir reden, dabei sollten wir was tun.
Und es lohnt sich bestimmt, schon bei einem.
Denn einer, ist mehr als genug…“
Vier Jahre später, am 22.08.1992 wird in Rostock-Lichtenhagen bittere Wahrheit, was Hans Hartz in seinem Lied besingt.
Der Fremdenhass eskaliert, es werden Steine und Molotowcocktails auf das sogenannte „Sonnenblumenhaus“, die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber des Landes Mecklenburg-Vorpommern (ZASt) in Lichtenhagen, geworfen und die Anwohner applaudieren.
Die brutalen rassistischen Attacken auf Ausländer halten tagelang an, Politiker und Polizei sind der Situation nicht gewachsen und werden nicht Herr der Lage.
Wie Recherchen ergeben, werden diese Taten von Jugendlichen per Anruf bei einer lokalen Zeitung, der Rostocker Tageszeitung „Norddeutsche neueste Nachrichten“ drei Tage vorher angekündigt, aber keine Vorbereitungen getroffen, zu verhindern, was dann passiert.
Am Ende beginnen ca. 200 Gewalttäter ihren Angriff mit Parolen wie, „Ausländer raus, Deutschland den Deutschen!“ Niemand versucht sie aufzuhalten oder greift ein, im Gegenteil, die Schaulustigen applaudieren und die eintreffende Polizei ist nicht vorbereitetund versagt.
Verstärkung kommt erst viel später aus Hamburg und vom Bundesgrenzschutz.
Es dauert bis zum dritten Tag, bis 120 aus Vietnam geflüchtete Menschen, darunter Kinder, aus dem brennenden Gebäude endlich evakuiert werden können. Viele retten sich in ihrer Not aufs Dach und warten verzweifelt und verängstigt auf Hilfe.
Über das Versagen der Verantwortlichen wollen wir hier nicht weiter berichten oder darauf eingehen.
Unsere Gedanken sind heute bei den Opfern von damals, die noch 30 Jahre später unter schweren Traumata leiden und das Geschehene nicht vergessen können.
Schlimme Erinnerungen an die Pogrome der Nationalsozialisten werden wach und die Frage kommt auf, warum bis heute Rostock -Lichtenhagen für brutalsten Ausländerhass steht.
Warum waren damals 1992 drei Jugendliche, die diesen brutalen Angriff angekündigt haben, nicht genug, um wach zu werden und zu handeln?
Warum hat sich bis heute nichts geändert?
Fragen über Fragen, die es auch seitens der Regierung und der Polizei zu beantworten und verantworten gilt.
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Titelbild credit: „File:Bahnhofsschild Rostock Lichtenhagen 181005.jpg“ by Clic is licensed under CC BY-SA 4.0. To view a copy of this license, visit
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