Rechtsextreme bei AfD-Event in Schulturnhalle – doch die Schulgemeinschaft wehrt sich!
Graue Wolken und Nieselregen hängen am 29. August über dem sächsischen Pirna. Im Stadtteil Copitz der 40.000 Einwohner Stadt herrscht trotzdem ein reges Treiben: die AfD lädt ein. „Unsere Ideen für Sachsen“ lautet das Motto der Veranstaltung, zu der auch Partei-Chef Jörg Urban und MdL Jan-Oliver Zwerg als Redner angekündigt wurden. Auch wenn es erst um 18:30 Uhr richtig losgehen soll, ist die Halle bereits um 18 Uhr gut besucht, die freien Stühle so gut wie besetzt.
Das wundert nicht: glaubt man der aktuellsten INSA-Umfrage, ein Jahr vor den Landtagswahlen, würden 35 % der Befragten in Sachsen die vom Verfassungsschutz derzeit als „Verdachtsfall Rechtsextremismus“ geführte Partei wählen. Gesichert rechtsextrem hingegen sind am Dienstagabend in jedem Fall einige Teilnehmer der AfD-Veranstaltung: Kader der „Jungen Alternative“ (JA) und weitere Gesichter der lokalen rechtsextremen Szene sitzen in den Reihen verteilt
Derartige Veranstaltungen sind in der Region keine Seltenheit, ebenso wenig das große Interesse der Bevölkerung eine Überraschung. Brisant ist jedoch, dass die über 200 Teilnehmer*innen des AfD-Forums in einer Schulturnhalle, der Herderhalle, sitzen – Rechtsextreme auf dem Schulgelände des Herdergymnasiums. Dabei hatte die Schule nicht einmal eine Möglichkeit diese Zusammenkunft zu verhindern. Denn auch wenn die Herderhalle auf dem Schulgelände steht und täglich von den Schüler*innen zum Sport genutzt wird, gehört sie der Stadt
Doch die Herderhalle wird nach Schulbetrieb von der Stadt als Veranstaltungsort vermietet – auch für parteipolitische Zusammenkünfte. Ein Unterschied zwischen der rechtsextremen AfD und demokratischen Parteien werde nicht gemacht. Rathhaussprecheb Thomas Gockel teilt dazu TAG24 mit: „Die Verwaltung unterliegt der Neutralität und hält sich an diese Beschlüsse.“
Der brisanter Gast auf ihrem Schulgelände bestürzt viele Schüler*innen, als sie davon erfahren.
Doch aus der Ohnmacht formt sich schnell Tatendrang. Sie meldeten dort eine Demonstration an,
wo sie sonst ihre Pause verbringen. Die Gegenveranstaltung auf dem Pausenhof wird dabei auch
von anderen Schulen unterstützt: Schüler*innen vom Schillergymnasium Pirna und dem
Pestalozzigymansium in Heidenau rufen ebenfalls zum Protest mit ihren Gleichaltrigen auf.
Von den Organisator*innen heißt es: „Unsere Schule soll ein sicherer Lernort sein, an dem alle Kinder und Jugendlichen sich unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe und sexueller Orientierung wohlfühlen und frei entfalten können. Das widerspricht grundsätzlich den Positionen der AfD“
Mit selbstgebastelten Demo-Plakaten, Live-Musik und warmen Tee positionieren sich die Schüler*innen und ihre Unterstützer*innen am Dienstagabend gegenüber der Turnhalle. Wer die AfD-Veranstaltung besuchen will, muss an den Demonstrant*innen vorbei. Bis auf verbalen Meinungsaustausch und auch einige Diskussionen zwischen AfD-Befürworter*innen und -Gegner*innen bleibt es den Abend über ruhig. Die Polizei ist mit einigen Kräften vor Ort.
Leander, Schüler des Herdergymnasiums, erzählt, dass ihm wichtig sei, dass die AfD „nichtjeglichen Raum“ bekommt und ihre „Show“ nicht unwidersprochen auf dem Schulgeländeabziehen könne – der Protest solle dies zumindest symbolisch zeigen. Die Entscheidung der Stadtverwaltung, die AfD-Veranstaltung in der Herderhalle zuzulassen, macht ihn traurig.
Für andere Schüler*innen war die Demo auch eine Möglichkeit ein generelles Zeichen gegen rechts zu setzen. In einer Stadt wie Pirna gäbe es zwar auch abseits der AfD-Veranstaltung genügend Anlässe dafür, doch nur selten organisierte Gegenproteste. Der Protest gegen die AfD demnach auch eine Möglichkeit sich gegenseitig Kraft zu geben.
"AfD? Or nee!"
— vue.critique (@vuecritique) August 30, 2023
Dass die Stadt eine AfD-Veranstaltung in ihrer Turnhalle genehmigte, bestürzte viele Schüler*innen des Herdergymnasiums in #Pirna.
Sie organisierten deshalb eine Demo mit rund 150 Teilnehmenden und setzten so ein Zeichen für Weltoffenheit und Toleranz. #pir2908 pic.twitter.com/Ta3zTRcimK
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