Impfgegner:innen stören Gedenkfeier zu Novemberpogromen
Seit beginn der Pandemie betreiben Impfgegner:innen Geschichtsrevisionismus, NS-Analogien und verbreiten antisemitische Verschwörungsmythen. So überrascht es leider wenig, dass selbst am 9. November eine Veranstaltung zum gemeinsamen Gedenken an die Pogrome vor 83 Jahren in Thüringen gestört wurde. An dem Tag, an dem die Reichspogrome stattfanden. Eine gewollte Eskalation der antisemitischen Agenda der Nationalsozialisten, dessen Ziel die Vernichtung der europäischen Jüd:innen war.
Die Gedenkfeier wurde in den Räumlichkeiten des Milchhofs Arnstadt ausgerichtet, in dem sich aktuell auch die Ausstellung „1932 | 1938 | 0 – Synagogen in Thüringen“ befindet. Während Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) eine Ansprache zur Reichspogromnacht hält und an die Verbrechen erinnert, stehen 40-50 Bürger:innen, unter anderem aus dem Reichsbürger- und Querdenkenmilieu, mit Plakaten vor der Tür, stören lautstark die Veranstaltung und bezeichnen sich selbst als die Juden von heute. Shoa Relativierung am Tag des Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome.
Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisierte es als „skrupellos“, dass sich Pandemie-Leugner:innen den gelben Stern mit Aufschrift „Ungeimpft“ anheften. Der jüdischen Gemeinde in Deutschland bereite die „sehr heterogene, aber leider nicht kleine Gruppe“ der Pandemie-Leugner:innen und Impfgegner:innen große Sorgen – besonders, weil sie „‚Seit an Seit‘ mit Rechtsextremisten demonstrieren“ (Quelle).
Hetzkampagne gegen Bodo Ramelow
Als Bodo Ramelow das Gebäude verließ, skandierten die Impfgegner:innen lautstark “hau ab, hau ab” und umstellten sein Auto, sodass er mit einem anderen Fahrzeug zurück nach Erfurt fahren musste. Zeitgleich traf die Polizei vor Ort ein und wies den Demonstrant:innen einen Platz hinter dem Gebäude zu. Die gesamte Straße blieb während der Veranstaltung abgesperrt.
Schon im Vorfeld wurde sowohl in seriösen Medien als auch auf Telegram, unter anderem in der Gruppe von Thüringen steht auf, gegen Bodo Ramelow eine Hetzkampagne gestartet. Unter anderem wird auf Telegram verbreitet, dass Bodo Ramelow nicht gewählt sei. Der Hass geht soweit, dass auf offen Morddrohungen geäußert werden. Auch der Holocaust wird in diesem Umfeld geleugnet.
Auffällig ist auch der offene Antisemitismus in den entsprechenden Telegram-Gruppen. Die geteilten Inhalte reichen von antisemitischen Verschwörungsmythen über das Anzweifeln des Anschlags auf die Synagoge in Halle, bis hin zur Holocaustleugnung.
Fazit
Hass und Antisemitismus haben sich in der Coronaleugner-Szene so weit manifestiert, dass eine Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen massiv gestört wird. Es wird dabei nicht nur keine Rücksicht auf Shoa-Überlebende und Hinterbliebene genommen, sondern offen Antisemitismus betrieben und das Gedenken an die Opfer bewusst gestört. Antisemitismus ist auch heute Realität in Deutschland und nimmt wieder zu. Jüdische Einrichtungen müssen noch immer geschützt werden, sich offen zu zeigen ist nicht sicher. NS-Relativierungen, Geschichtsrevisionismus und antisemitische Gewalt sind Alltag. Niemals zu vergessen heißt auch, mehr Solidarität den Betroffenen gegenüber.
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